Am Beginn steht ein kleiner Rückblick zur Entstehung der Selbsthilfe. Die Vorläufer der Selbsthilfegruppen in ihrer heutigen Form hatten den Ursprung in der Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit wurden die ersten Vereine gegründet, die einen freien Austausch von Gleichgesinnten auch in gesundheitsorientierter Selbsthilfe ermöglichten. Durch die sozialen Umwälzungen der 1960er-Jahre ist die Selbsthilfe im heutigen Verständnis erst möglich geworden. Selbsthilfe setzt voraus, dass sich Menschen öffentlich zu ihrem Problem bekennen können ohne gesellschaftliche Sanktionen befürchten zu müssen. Zur gleichen Zeit entstand ein neuer Gesundheitsbegriff der eine aktive eigenverantwortliche Rolle des mündigen Patienten fordert. Die Gründer der neuen sozialen Bewegungen setzten auf Eigeninitiative und schon bald tauchte die Frage auf, ob sich Selbsthilfe für die Gesundheitsbereiche und Krankenversicherung lohnt. Die Antwort darauf lautete: Ja, Selbsthilfegruppenarbeit lohnt sich für den Einzelnen und leistet für die Gemeinschaft einen wesentlichen Beitrag. Menschen, die den Weg in eine Selbsthilfegruppe suchen, wollen ihre Probleme nicht mehr mit sich alleine ausmachen, sondern sie suchen den Weg der gegenseitigen Hilfe unter Gleichbetroffenen. Die Teilnehmer/Innen wollen gemeinsam versuchen, ihre persönlichen Probleme zu lösen und zu lernen, mit ihnen besser umzugehen. Sie gehen in die Selbsthilfegruppe, um sich selbst zu helfen.
Das Thema freiwilliges Engagement war und ist schon immer von großer Bedeutung für unsere Gesellschaft. Es wird von der Politik auch immer mehr zu einem Leitthema erhoben, und die Entwicklung lässt erwarten, dass in Zukunft noch stärker als bisher Freiwilligkeit als ein Bestandteil des Sozialstaats gefordert wird. Selbsthilfe soll und kann Beratungsstellen und sozialstaatliche Hilfeleistungen aber nicht ersetzen. Zudem ist ein auffallender Gegensatz zwischen der öffentlichen Herausstellung des Themas und der praktischen Förderung festzustellen. So befindet die Selbsthilfe sich in einem Prozess der nachhaltigen Veränderung.
Der gesellschaftliche Wandel, in dem wir stecken, macht auch vor den Selbsthilfegruppen nicht halt. Sie befindet sich im Wandel ihrer Funktionen und Aufgaben. Die Selbsthilfe hat in den letzten Jahren einen deutlichen Professionalisierungsschub durchlaufen. Den Verantwortlichen im Gesundheitswesen wurde in den letzten Jahren auch immer mehr bewusst, dass Selbsthilfeorganisationen ein wichtiger Partner sind. Durch die rasante Zunahme der Aufgaben nehmen aber auch die Aufgaben der Gruppenleiter zu und neue Modelle der Mitarbeit müssen in den Gruppen erdacht werden. Das Problem vieler Selbsthilfegruppen ist die geringer werdende Bereitschaft zum Engagement in der Gruppe.
Die Teilnahme an Expertenrunden und Kongressen erfordert auch eine hohe Expertise, die ein erhebliches zeitliches Engagement zur Folge hat, das viele fürchten. In unserer kommerziellen Welt ist es auch nicht sehr attraktiv, sich ohne Entschädigung für die Anliegen anderer einzusetzen. Ein Gruppenleiter drückt dies so aus: Wir können den Leuten außer einem ideellen Erfolgserlebnis nichts bieten. In der Fülle der Möglichkeiten der Freizeitgestaltung ist ein Ehrenamt nicht immer wirklich geil.
Die gestiegenen Ansprüche an die Führung von Selbsthilfeorganisationen werden sehr zwie-spältig beurteilt. Die Gruppensprecher, die vor 20 oder 30 Jahren ihre Aufgabe übernommen haben, taten dies unter gänzlich anderen Bedingungen. Die Maßstäbe sind heute anspruchsvoller und deutlich komplexer geworden. Es entstehen zunehmend Schwierigkeiten, wenn es zur Wahl neuer Ansprechpartner/innen kommt. Die Gruppenmitglieder haben Ängste, die Arbeit nicht so gut durchführen zu können, wie sie es selbst von ihren Vorgängern erlebt haben.
Auch das Internet spielt eine zunehmende Rolle in der Beratung und Unterstützung. Die Homepage wird als Forum genutzt, die Angebote der Gruppe bekannt zu machen und die Öffentlichkeitsarbeit zu verbessern. Vielen Betroffenen genügt es, sich die für sie interessanten Informationen zu besorgen und sie sehen keine triftigen Grund für ein weitergehendes Engagement in der Gruppe. Die psychologische Funktion individueller Unterstützung im persönlichen Gespräch wird von vielen Interessenten zu wenig angenommen und sollte vielleicht von uns auch mehr kommuniziert werden.
In der Selbsthilfe tätig zu sein bringt auch viel Freude und Erfolgserlebnisse. Die Stimme einer starken Selbsthilfegruppe wiegt deutlich schwerer als die eines Einzelnen. Eine Selbsthilfegruppe verfügt auch über politisches Gewicht, aber nur dann, wenn sie von ihren Mitgliedern auch aktiv darin unterstützt wird. Die Selbsthilfe ist eine Erfolgsgeschichte, aber ein Generationswechsel von der Gründergeneration zur den Nachfolgern steht an. Wir sind alle aufgerufen uns mit einzubringen.
Auch wir suchen Menschen, die sich gerne mit anderen Menschen austauschen, und die sich einbringen wollen, die Erfolgsgeschichte der ÖVMB weiter zu schreiben. Wenn Ihr Zeit und Lust habt Eure Lebenserfahrung, Eure Erfahrung mit der Erkrankung, Tipps und Tricks für ein selbstbestimmtes, besseres Leben mit anderen zu teilen, seid Ihr bei uns goldrichtig.
Wenn Ihr neben der Arbeit oder im Ruhestand nach einer Tätigkeit sucht, die anderen Menschen hilft und Freude macht, dann meldet Euch bei uns. Wir freuen uns auf jeden, der mit machen möchte, das Leben Betroffener lebenswerter zu machen. Es gibt viele Möglichkeiten mitzuwirken, jeder im Rahmen dessen, was für Ihn möglich und machbar ist.
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