Der klassische Beginn des Morbus Bechterew ist die Entzündung im tiefen Kreuz, speziell in den Kreuz-Darmbein-Gelenken, den Iliosacralgelenken, abgekürzt ISG (Ileum = Darm, Sacrum = Kreuz).
Die Entzündung der Kreuzdarmbeingelenke geht im typischen Fall mit tiefen Kreuzschmerzen einher, die in der zweiten Nachthälfte oder am frühen Morgen auftreten und sich durch Bewegung (Aufstehen und Herumgehen) bessern. Ein morgendliches Steifigkeitsgefühl der Wirbelsäule und/oder des tiefen Kreuzes kommt hinzu.
Mit fortschreitender Entzündung können sich die Kreuzdarmbeingelenke im Laufe der ersten Krankheitsjahre unterschiedlich schnell knöchern überbrücken – meist verbunden mit einem allmählichen Rückgang der nächtlichen Kreuzschmerzen.
Zugleich kann eine aufsteigende Entzündung der Wirbelsäule (Wirbelkörper, kleine Wirbelgelenke) beginnen. Es gibt keine strengen Gesetzmäßigkeiten für die Richtung, die Reihenfolge und die Geschwindigkeit der Ausdehnung über die Wirbelsäule.
Der Morbus Bechterew kann in jedem Stadium stehen bleiben. Er kann allerdings auch nach jahrelangem Stillstand wieder aufflackern.
Teilweise schon vor der Entzündung der ISG (der ISG-Arthritis), meist erst im weiteren Verlauf können Entzündungen von einzelnen Gelenken, am häufigsten von Hüft- und Kniegelenken auftreten, in der Regel wesentlich günstiger im Verlauf als beim eigentlichen entzündlichen Gelenkrheuma.
Eine Entzündung der Regenbogenhaut (siehe Iritis) kann der ISG-Arthritis vorausgehen. Im Verlauf der Erkrankung kommt sie in etwa 1/3 der Fälle vor.
Entzündungen der Sehnenansätze kommen häufig vor (so genannte Enthesitis), vor allem an der Ferse
(Achillessehne) und am Sitzbein, am seitlichen Rollhügel der Hüften (Schmerzen beim nächtlichen Liegen
auf der Seite) bzw. an der Beckenregion insgesamt.
Die Verbindungen zwischen Brustbein und Rippen können sich als Knochen-Knorpel-Übergänge entzünden, die hierdurch entstehenden Schmerzen werden manchmal mit Herzschmerzen verwechselt.
Die Rippen-Wirbelgelenke können sich entzünden und Schmerzen wie bei einer Intercostalneuralgie verursachen. Die Entzündungsprozesse an der Wirbelsäule sind grundsätzlich von einer Tendenz zur Versteifung der kleinen Wirbelgelenke und der Rippenwirbelgelenke begleitet.
Das Bechterew-typische Element der „Ausheilung“ von Entzündungsprozessen ist die knöcherne Überbrückung von Wirbelgelenken, der Einbau von Knochensubstanz an Bänderstrukturen und Sehnenansätze. Hierdurch werden krankheitstypische Spuren, z.B. so genannte Syndesmophyten, an den Wirbelkörpern im Röntgenbild sichtbar. Diese Veränderungen sieht man bei Frauen seltener als bei Männern, was früher der Grund war, anzunehmen, dass die Frauen mit Morbus Bechterew einen „milderen Verlauf“ hätten. Inzwischen weiß man, dass bei Frauen die Entzündung und die Schmerzen oft stärker ausgeprägt sind als bei Männern.
Während eine Versteifung der Lendenwirbelsäule in der Drehung oder Seitneigung oft ohne größere Einbußen von körperlicher Leistungsfähigkeit und Alltagsfunktionen einhergeht, führen Versteifungen der Brust- und Halswirbelsäule zu empfindlicheren Einschränkungen.
Die typische schmerzbedingte Schonhaltung in leichter Abflachung der Lendenwirbelsäule
und Beugehaltung der Brustwirbelsäule engt den Brustkorb in seiner Entfaltung ein, behindert die Brustkorbatmung und letztendlich die optimale Sauerstoffversorgung im Körper.
Außerdem führt sie zur Vorwärtsneigung, die am Anfang durch vermehrte Rückwärtsneigung des Kopfes und Überanstrengung der Nackenstreckermuskeln ausgeglichen wird. Während am Beginn Entzündungsschmerzen, also eher Schmerzen in Ruhe, im Vordergrund stehen, kommen später statisch bedingte Schmerzen dazu, z.B. durch Überanstrengung und Verkrampfung von Muskeln, die der Vorwärtsneigung entgegen wirken sollen.
Auch die Muskeln der Beine werden dabei eingesetzt, in leichter Dauerbeugung der Hüften und Knie. Allmählich verkürzen sich dann die ständig angespannten Muskeln an den hinteren Oberschenkeln (die so genannten ischiokruralen Muskeln).
Eventuell können fortschreitende Müdigkeit und Erschöpfung dazu kommen. Zumindest bei längeren, stärker entzündlichen Verläufen steigt das Risiko für die Entstehung einer Osteoporose (s. dort).
Wichtig ist: all das kann, muss aber nicht sein. In den meisten Fällen kann den
genannten Veränderungen rechtzeitig entgegengewirkt werden kann